Abschied für Dr. habil. Martin Repp

Gestern haben wir unseren Kollegen Martin Repp in einem Gottesdienst in der Auferstehungskirche Praunheim und mit einem Empfang im Zentrum Oekumene in seinen Ruhestand verabschiedet. Es war eine sehr würdige und ihm angemessene Verabschiedung – nach über 33 Jahren als ordinierter Pfarrer der EKHN! Zu Bildern und einer ausführlichen Würdigung …

Nach seiner Ordination 1985 in den Pfarrdienst der EKHN Gemeindepfarrer in Rüsselsheim – 1988 Ausreise als Ökumenischer Mitarbeiter des Evangelischen Missionswerkes in Südwestdeutschland (EMS) nach Kyoto / Japan – 2004 Lehrauftrag an der Ryukoku-Universität in Kyoto – ab 2008 Beauftragter im Zentrum Ökumene für asiatische Religionen.

Im Gottesdienst hatte ich Gelegenheit seine Berufsbiographie zu würdigen. Daraus die nachfolgenden Ausschnitte:

Ich erinnere mich noch gut an unsere erste persönliche Begegnung – zumindest wissentliche erste Begegnung. Das war vor über 15 Jahren im Oktober 2003. Damals begleitete ich Kirchenpräsident Peter Steinacker und Cordelia Kopsch – Ökumenerferentin der EKHN – in unsere Partnerkirche in Indonesien, die GMIM. In der Vorbereitung der Reise sagte Peter Steinacker zu mir: „wir haben da einen Kollegen in Japan, den sollten wir unbedingt besuchen; er macht interessante Erfahrungen im Interreligiösen Dialog und mit Prof. Ratschow haben wir beide einen gemeinsamen Lehrer!“ Also machten wir uns von Tomohon auf den Weg nach Kyoto.

Das waren damals spannende Tage in Kyoto und Du hast uns in kürzester Zeit in die Religionen Japans, das japanische Gesellschaftssystem und vor allem auch das Interreligiöse Studienprogramm ISJP (Interreligious Studies in Japan Program) in Kyoto am NCC Center for the Study of Japanese Religions eingeführt. Du hast dieses Programm ab 2002 maßgeblich aufgebaut und begleitet. Bis heute wirbst Du leidenschaftlich für dieses Programm; Du hast Dich auf die Studierenden eingelassen und sie hervorragend begleitet bis in die Freizeitgestaltung hinein …

Während des Studiums lernten die jungen Studierenden ihren eigenen multireligiösen Hintergrund besser wahrzunehmen und sie sollten später die eigene Kirche für einen Dialog sensibilisieren. In den letzten Jahren ist es Dir gelungen mit dem Jahrestreffen der Alumni ein wichtiges Netzwerk aufzubauen und es ist Deinem Engagement zu verdanken, dass die EKHN bis heute auch das NCC Center und das Studienprogramm in Kyoto finanziell unterstützt. … In diese Zeit in Japan fällt auch Deine Habilitation bei Prof. Sundermeier im Fach Religionsgeschichte und Missionswissenschaft an der Theologischen Fakultät in Heidelberg. In Deiner Arbeit hast Du Dich mit einer bestimmten Reformbewegung im japanischen Buddhismus (Hōnen – 1133-1212) beschäftigt. Nach Deiner hauptamtlichen Zeit am NCC Center hast Du von 2004 bis 2008 als Professor für Vergleichende Religionswissenschaft und christliche Studien an der buddhistischen Ryukoku-Universität gelehrt und angehende Priester unterrichtet. Du hast in all den Jahren immer auch wissenschaftlich publiziert. …

Vor über 30 Jahren – 1988 – bist Du als Ökumenischer Mitarbeiter des Evangelischen Missionswerkes in Südwestdeutschland – der heutigen Evangelischen Mission in Solidarität – zur Mitarbeit am NCC Center for the Study of Japanese Religions nach Kyoto in Japan ausgereist. Diese Entsendung hatte zum Hintergrund, dass es in der Missions- und Religionswissenschaft an theologischen Fakultäten in Deutschland kaum Spezialisten für Ostasien gab. Deine Aufgabe war damals, Dich mit ostasiatischen Religionen und der Missions- sowie Kirchengeschichte vertraut zu machen und Erfahrungen im interreligiösen Dialog zu sammeln.

Für diese Entsendung nach Japan hattest Du einige ökumenische Erfahrungen mitgebracht: aus dem Theologiestudium in Marburg (u.a. bei Prof. Ratschow – Deinem späteren Doktorvater), in Münster und am Missionsseminar in Hermannsburg. Nach Deinem Ersten Theologischen Examen 1979 in der EKHN hast Du an der Hebräischen Universität in Jerusalem mit einem Stipendium des Ökumenischen Rates der Kirchen jüdische Religion und Philosophie studiert. Zurück in Deutschland hast Du zunächst an Deiner Dissertation gearbeitet und bist dann 1982 in das Lehrvikariat in Frankfurt in der Andreasgemeinde bei Pfr. Keller gegangen. Mit dem Lehrvikariat hast Du zugleich 1984 auch Deine Promotion abgeschlossen. Thema Deiner Arbeit war „Die Transzendierung des Theismus in der Religionsphilosophie Paul Tillichs“ – Doktorvater war Prof. Ratschow in Marburg.

Dein anschließendes Spezialvikariat führte Dich 1984 wieder ins Ausland: in die EKD Gemeinde in Harare / Zimbabwe. 1985 wurdest Du in Rüsselsheim ordiniert und warst dort in der Versöhnungsgemeinde Pfarrvikar bis zur Ernennung zum Pfarrer auf Lebenszeit 1988. Damit war dann auch erstmal für mehr als 20 Jahre Deine Zeit in der EKHN zu Ende und Japan wurde Dein neuer Lebensmittelpunkt.

Zwanzig Jahre später – im Juni 2008 nach einem Partnerschaftsbesuch in Korea, kamen wir – Peter Steinacker und Cordelia Kopsch– ein zweites Mal nach Japan. Dieser Besuch war mit entscheidend für Deine Rückkehr in die EKHN. Auf dem Rückflug hat Peter Steinacker uns den Rahmen einer Projektstelle skizziert, die für Dich Raum geben sollte, Deine Erfahrungen und Kompetenzen in die EKHN einzubringen.

Entstanden ist daraus eine auf zunächst für 5 Jahre befristete Projektstelle „Herausforderungen durch religiöse Bewegungen in Süd- und Ostasien“ – später wurde daraus die Projektstelle „Dialog mit asiatischen Religionen“. Und wir haben uns sehr gefreut: all die Jahre war die Stelle dem Zentrum Oekumene zugeordnet …

Dein religionswissenschaftlicher Blick, Dein Verständnis von Dialog und Begegnung, Deine spezifischen Kenntnisse Japans und der asiatischen Religionen über den Buddhismus hinaus haben wir und viele in unseren Kirchen kennen und schätzen gelernt – und ich bin mir sicher, da werden wir auch immer mal wieder Deine Expertise und Beratung brauchen …

In den letzten Jahren war Dein Engagement stark geprägt von der schrecklichen Katastrophe im März 2011 in Japan. Das Land wurde von einem Erdbeben mit darauffolgendem Tsunami getroffen. Als wäre dies nicht schlimm genug, kommt es in der Provinz Fukushima zu einem folgenschweren Atomunglück. Die Kühlung im Atomkraftwerk fällt aus und es kommt zur Kernschmelze. Die Folgen sind uns alle bis heute vor Augen. Du hast Dich sehr schnell für die Betroffenen Menschen eingesetzt, bist zu ihrem Sprachroher geworden, hast für uns die notwendige Übersetzungsarbeit geleistet und Hilfsprojekte fachlich begleitet. Dafür schätzen Dich und danken Dir viele Menschen. Es ist Dir gelungen hochkarätige Konsultationen und Fachtagungen zu dem Themenkomplex gemeinsam mit Wolfgang Buff zu organisieren und auch den Dialog mit den Erfahrungen aus Tschernobyl zu ermöglichen. 

Es ist vieles, was Dein berufliches Leben als Pfarrer der EKHN, als ökumenischer Mitarbeitender in der Mission, als Theologe und Religionswissenschaftler ausmacht … schließen will ich mit einem Zitat von Dir aus dem bereits im Jahre 2002 in der Zeitschrift für Mission erschienen Aufsatz „Religiöser Pluralismus in Europa als Herausforderung für Kirche, Mission und Theologie“. Deine Zeitansage damals lautete: „Die Verbreitung fremder Religionen in Europa hat die religiöse Landschaft in jüngster Zeit grundlegend umgestaltet.“ Das christliche Abendland ist zu einem rapiden Ende gekommen. „Es wird durch eine multireligiöse Gesellschaft abgelöst, ob man es will oder nicht.“ Das waren Deine klaren Worte. Dass dieser Ablöseprozess in einer guten Art und Weise, in einem respektvollen Umgang der Religionen miteinander gelingen möge und uns und der Theologie dafür eine Orientierung zu geben – das war und ist bis heute Dein Anliegen und ich bin mir sicher, da werden wir Deine Stimme noch weiter hören. Vielen Dank für alles und bleib von Gott behütet.

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