Begegnungen in Nazareth

Nazareth hat sich in den letzten Jahren zu einer lebendigen Stadt mit vielen kleinen Restaurants, Coffee Shops und Pilgerunterkünften entwickelt. Gestern hatten wir Gelegenheit die Altstadt näher kennenzulernen. Noch immer leben hier fast ausschliesslich arabische Israelis – Palästinenser, die 1948 Israel nicht verlassen haben – ursprünglich über 90% Christen_innen, gegenwärtig nur noch 40%.

Maoz Inon

Nachmittags sind wir Gäste im Fanzi Azar Inn in der Altstadt von Nazareth und treffen Maoz Inon. Er ist israelischer Jude, Ende dreißig, in einem Kibbuz an der Grenze zum Gazastreifen aufgewachsen und betreibt nun mehrere Gästehäuser für alternativen Pilger- und Rucksacktourismus – unter anderem das Fanzi Azar Inn. Nach dem Militärdienst hatte er eine Auszeit genommen und sich mit seiner Frau auf Weltreise begeben. Auf dem Maya-Trail sind sie immer mal wieder in alternativen Gästehäusern untergebracht und entwickeln erste Ideen für Israel. Als Friedensaktivist ist es Maoz wichtig, dass es auch für die palästinensische Bevölkerung in Israel eine ökonomische Entwicklung gibt und es entsteht der Plan, sein erstes Gästehaus in Nazareth zu eröffnen und so den Tourismus vor Ort zu stärken. Bei den grossen touristischen Unternehmen ist Nazareth in der Regel nur eine kurzer Tagesausflug von dem ökonomisch die Bewohner in Nazareth nur wenig profitieren. Für den alternativen Pilgertourismus hat er zusammen mit Freunden einen „Jesus Trail“ erschlossen und mit Markierungen gekennzeichnet. Etwa 60 km von Nazareth nach Kapernaum die in 5 Tagesetappen zu bewältigen sind.

In der Altstadt von Nazareth

Durch Zufall kommt er in Kontakt mit einem Mitglied der palästinensischen Familie Azar. Der Großvater hatte noch vor 1948 ein Haus mitten in der Altstadt von Nazareth erworben, das die letzten Jahre leer stand und zu verfallen drohte. Nach langen Gesprächen und vielen vertrauensbildenden Maßnahmen – anfangs konnte sich die Familie nicht vorstellen ihr Haus an einen israelischen Juden zu vermieten – stimmte die Großmutter am Ende einer Vermietung des Hauses an Maoz und der Nutzung als Gästehaus zu. Heute ist das Gästehaus eine kleine Oase inmitten der Altstadt, 5 Minuten Fußweg von der Verkündigungskirche entfernt, trägt den Namen des Großvaters Fanzi Azar und ist ein Zeichen der Hoffnung für eine friedliche Koexistenz der arabischen und jüdischen Bevölkerung in Israel.

Eingang zum Gästehaus

 

Jüdische Gesprächspartner vom Netzwerk „Tarabut“ und von „Kumu“ (Movement for Jewish Renewal) geben uns an diesem Tag auch einen Einblick in die religiösen, politischen und sozialen Gegensätze innerhalb der israelisch-jüdischen Gesellschaft. Wie angespannt dort die Situation ist zeigen u.a. heftige Reaktionen auf einen offenen Brief von über 350 Überlebenden des Holocaust und Angehörigen von Opfern des Holocaust vom August diesen Jahres in dem sie den Gazzakrieg auf schärfste verurteilen (http://ijsn.net/gaza/survivors-and-descendants-letter/).

Abendstimmung am See Genezareth

 

 

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