Trauer um Kardinal Lehmann

Kardinal Lehmann starb am heutigen Sonntagmorgen im Alter von 81 Jahren in seinem Haus in Mainz, wie das Bistum mitteilte. Er hatte im Herbst vergangenen Jahres einen Schlaganfall erlitten und in den letzten Tagen wurde sein Zustand zunehmends kritischer.  Im Gebet haben katholische und evangelische Christen in den letzten Tagen an ihn gedacht.  Für die Ökumene in Hessen und weit über Hessen hinaus war er entscheidender Impulsgeber. In ihren Nachrufen würdigen Kirchenpräsident Jung und Bischof Hein Lehmann.

Zum Tod Kardinal Lehmanns: „Brückenbauer zwischen den Kirchen“
Kirchenpräsident Jung würdigt ehemaligen Bischof von Mainz
 
Darmstadt / Mainz, 11.  März 2018. Als einen der „prägendsten katholischen Theologen der Gegenwart, Impulsgeber der Ökumene und großartigen Menschen“ hat der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, den am NN. März verstorbenen Mainzer Kardinal Karl Lehmann gewürdigt. „Durch seine den Menschen zugewandte Art, seinen herausragenden theologischen Horizont und seine im Glauben begründete Herzlichkeit prägte er über Jahrzehnte Amt und Ansehen der katholischen Kirche“, so der Kirchenpräsident. Mit Jung seien auch viele Christinnen und Christen in der evangelischen Kirche „tief betroffen über den Tod des Kardinals mit der großen Gabe, auf Menschen zuzugehen und seine Positionen auch in den kirchlichen und gesellschaftlichen Debatten zu Gehör zu bringen“.
Kenner evangelischer Theologie
Nach Ansicht Jungs war Lehmann „über fünf Jahrzehnte hinweg der entscheidende Brückenbauer zwischen katholischer und evangelischer Kirche in Deutschland und darüber hinaus“. Mit seiner „gründlichen Kenntnis der protestantischen Theologie und seiner Bereitschaft, auch aus der Sicht des Gegenübers zu denken“, hat er nach Worten Jungs wesentlich zur Öffnung der Kirchen beigetragen. Ökumene habe für Lehmann vor allem bedeutet, „das wahrzunehmen, was uns verbindet und gemeinsam zu bezeugen, was angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen aus christlicher Sicht zu sagen ist“.
Wegbereiter der Ökumene
Dem Mainzer Bischof und früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ist es nach Jung maßgeblich zu verdanken, dass zentrale ökumenische Äußerungen erschienen seien wie beispielsweise die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ im Jahr 1999 oder das „Sozialwort der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland“ aus dem Jahr 1997. Auch ganz praktisch habe er durch die Förderung von Projekten wie beispielsweise dem „Lernfeld Ökumene“ Impulse gesetzt, bei dem evangelische und katholische Geistliche gemeinsam eine Langzeitfortbildung absolvieren. Für sein Engagement habe Lehmann am Reformationstag 2016 zu Recht als erster katholischer Träger die „Martin Luther-Medaille“ der Evangelischen Kirche in Deutschland erhalten. Gerade diese Ehrung habe Lehmann sehr bewegt, so Jung.
Ansprechpartner für vier Kirchenpräsidenten
Kardinal Lehmann sei für die Kirche in Deutschland „ein Geschenk“ gewesen. Er sei unter anderem in seiner Bischofszeit für insgesamt vier hessen-nassauische Kirchenpräsidenten „mehr als ein verlässlicher Ansprechpartner“ gewesen, so Jung. „Ich bin dankbar für viele gute Gespräche und Begegnungen in den letzten Jahren und das persönliche Vertrauen, das nicht zuletzt durch eine intensive Zusammenarbeit im Arbeitskreis Kirche und Wirtschaft Rhein-Main entstanden ist.“
Der Einzugsbereich des Bistums Mainz in Südhessen und Rheinland-Pfalz überschneidet sich in großen Teilen mit dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
 V.iS.d.P. Volker Rahn, Paulusplatz 1, 64285 Darmstadt, Telefon:+49 6151 405 504 
 

Bischof Dr. Martin Hein zum Tod von Karl Kardinal Lehmann
Bischof Dr. Martin Hein würdigte heute den verstorbenen ehemaligen Mainzer Bischof, Karl Kardinal Lehmann, als „einen Bischof von besonderem Format und einem humorvollen, warmherzigen und glaubensgewissen Christen“, dessen Wirken weit über die Grenzen seines Bistums hinausgestrahlt habe.
Wichtiger Gesprächspartner mit ökumenischer Leidenschaft
Der Bischof betonte, dass seit über dreißig Jahren eine gute Nachbarschaft zwischen den Kirchen im Bundesland Hessen bestehe. Lehmann habe in erheblichem Maße dazu beigetragen: „In zahlreichen Begegnungen war sein von ökumenischer Leidenschaft geprägter und auf Verständigung angelegter Geist anregend und voranbringend.“ So habe der Bischof ihn als wichtigen Gesprächspartner für die evangelischen Kirchen erlebt, dem es immer darum ging, die Lehre der Kirche in ihrem Wahrheitsanspruch zur Geltung zu bringen, und der auch bereit war, Widerspruch zu ertragen.
Wegbereiter für ein neues Miteinander im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen
Nach Einschätzung des Bischofs war die wissenschaftliche Leitung und der anschließende geistliche Vorsitz Lehmanns im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen von besonderer Bedeutung. Hein, der ab 2008 für die evangelische Seite den Vorsitz in diesem Arbeitskreis inne hatte, erinnerte an die wegweisenden Dokumente über die gegenseitigen Lehrverurteilungen und das gemeinsame Verständnis der Rechtfertigungslehre.
Diese waren unter Lehmanns Ägide als wissenschaftlicher Leiter (1976 – 1988) entstanden und „stellten das ökumenische Gespräch auf einen neuen Boden“.
Rückblickend auf die gemeinsame Arbeit resümierte Hein: „Es waren fruchtbare Jahre einer unkomplizierten und inspirierenden Zusammenarbeit.“ und versicherte: „Der „Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen ist seinem langjährigen katholischen Leiter und Vorsitzenden zu tiefem Dank verpflichtet und wird auf dem von ihm gebahnten Wegen weitergehen.“
Anerkannte Autorität in Fragen der christlichen Sozialethik
Aber nicht nur als Gegenüber der evangelischen Kirchen hat Hein Kardinal Lehmann geschätzt. Auch als Seelsorger habe der frühere Mainzer Bischof „furchtlos, gelegentlich sogar trotzig, die Interessen der Menschen gegenüber allen Formen der Erstarrung“ vertreten. Nicht zuletzt diese Haltung habe dazu geführt, dass Lehmann in Fragen der christlichen Sozialethik selbst für die Menschen eine Autorität gewesen sei, die der Kirche und dem Glauben fernstanden.
 
Bischof Hein schloss mit den Worten: „Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck trauert mit dem Bistum Mainz um seinen langjährigen Bischof. Wir teilen zugleich die Hoffnung, dass er nun schauen wird, was er ein Leben lang geglaubt und gehofft hat.“
V.i.S.d.P. Petra Schwermann, Öffentlichkeitsarbeit der EKKW, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel
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