Neue Kirchenleitung der EKBB eingeführt

Gestern Abend bin ich in Prag angekommen und konnte heute gemeinsam mit der stellvertretenden Kirchenpräsidentin der EKHN, Ulrike Scherf, an der Einführung der neuen Kirchenleitung unserer Partnerkirche, der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, teilnehmen.

Am Vormittag hatten wir ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes die für die Flüchtlingsarbeit innerhalb der EKBB verantwortlich ist. Nur sehr zögerlich werden in Tschechien Flüchtlinge aufgenommen und die EKBB unterstützt mit ihren Möglichkeiten diesen Öffnungsprozess und setzt sich für eine Willkommenskultur ein.

Vor dem Einführungsgottesdienst am Nachmittag besuchen wir noch eine sehr eindrucksvolle Ausstellung zu Jan Hus und der Reformation in Prag.

Die Pressemitteilung der EKHN zu unserem Besuch:

„Flüchtlingssituation erschüttert Europa“


Stellevertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf fordert engere Zusammenarbeit von Kirchen

Prag / Darmstadt, 21. November 2015. Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Ulrike Scherf, hat am Samstag (21. November) bei einem Besuch in Prag an die europäischen Kirchen appelliert, in der Flüchtlingsfrage enger zusammenzuarbeiten. Bei der Einführung der neuen Leitung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in der Prager Salvatorkirche sagte sie, dass deutlich zu spüren sei, „wie die gegenwärtige Flüchtlingssituation den Zusammenhalt zwischen den europäischen Staaten erschüttert“. Umso dringlicher sei es, „dass wir als Kirchen über die Grenzen hinweg unsere tiefe Verbundenheit leben und uns gemeinsam den großen Herausforderungen stellen, die mit der Ankunft der vielen Flüchtenden aus den Krisengebieten dieser Welt für uns entstehen“. Dazu gehöre es, den Fluchtursachen entgegenzuwirken „und zu stärken, was dem Frieden und der Gerechtigkeit dient“, so Scherf.

Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Hessen-Nassaus erinnerte bei ihrem Besuch in der tschechischen Partnerkirche auch an die Geschichte der Reformation in Böhmen und ihren Vordenker Jan Hus, der 1415 als Ketzer hingerichtet wurde. Der tschechische Reformator habe bereits über ein Jahrhundert früher als Martin Luther ähnliche Fragen an die damalige Glaubenspraxis gestellt. Luther habe später Werke von Hus gelesen und sich zu Lebzeiten selbst als „Hussit“ empfunden. Vor diesem Hintergrund sei es geradezu „unfassbar“, dass erst nach 600 Jahren eine deutsche Übersetzung des Hauptwerkes „Über die Kirche“ von Hus erscheinen sei. Es sei gerade für die Deutschen auf dem Weg zum 500. Jahrestag der Reformation in zwei Jahren wichtig, die europäische Dimension des reformatorischen Aufbruchs zu würdigen. Scherf: „Die Reformation ist ein europäisches Geschehen und beginnt vor 1517.“

An dem Partnerschaftsbesuch in Prag nahm aus der EKHN neben Ulrike Scherf auch der Leiter des Zentrums Oekumene in Frankfurt, Detlev Knoche, teil. Als Gastgeschenk übergaben die hessen-nassauischen Repräsentanten einen Abendmahlskelch.

Hintergrund: Kirche der Böhmischen Brüder

Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) entstand 1918 durch die Vereinigung verschiedener evangelischer Strömungen. Ihre Wurzeln liegen in der böhmischen Reformation, die bereits Mitte des 15. Jahrhunderts begann und damit deutlich früher als in Deutschland. In der Tschechischen Republik gehören heute rund 90.000 Mitglieder in mehr als 250 Gemeinden zur EKKB. Die Partnerschaft mit der hessen-nassauischen Kirche entwickelte sich seit den 1950er Jahren als Teil der christlichen Friedensbewegung in Europa. Im Rahmen von Begegnungsreisen und Gemeindepartnerschaften wurde die Beziehung gefestigt und leistete bereits in Zeiten des Ost-West-Konfliktes einen Beitrag zur deutsch-tschechischen Verständigung und Versöhnungsarbeit. Heute stehen in der Partnerschaftsarbeit beispielsweise Fragen nach der europäischen Integration sowie der Rolle, Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeit von Kirchen im Globalisierungsprozess auf der Tagesordnung.

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