Ein indisches Senfkorn

Der Besuch bei der Organisation Vimuktha in Kavundampalayam, ein Vorort von Coimbatore, zeigt, wie aus einem kleinem Anfang etwas großes werden kann. Begonnen hat das ganze als ein Projekt für Kinderarbeiter in den zahlreichen Backsteinfabriken um Coimbatore. Auffällig viele Kinder arbeiteten in den Fabriken und hatten keine Chance zur Schule zu gehen. Das mit Mitteln der Karl Kübel Stiftung 2004 initiierte Projekt half  Kinder aus Kinderarbeit zu befreien und ermöglichte ihnen einen Schulabschluss. Allein in den ersten drei Jahren konnten 1.625 Kinder in eigens dafür in der Nähe der Backsteinfabriken und Slums eingerichteten Schulen wieder eingeschult werden.

Von Beginn an war klar, dass das Projekt langfristig auf eigenen Füssen stehen müsse und die Förderung durch die Karl Kübel Stiftung zeitlich begrenzt war – Hilfe zur Selbsthilfe war das Grundanliegen.

Eine gute Ausbildung zu haben, von der Schule bis zu einem Berufsabschluss, das ist bis heute ein sehr hohes Gut in Indien. Der Stolz, etwas erreicht zu haben, den spüren wir bei den Frauen und Kindern bei all unseren Begegnungen. Grundvoraussetzung dafür sind einigermaßen gesicherte Einkommensverhältnisse. So war schnell deutlich, dass die Zeit der Projektförderung auch genutzt werden musste, um die Einkommensverhältnisse zu verbessern. 

Selbsthilfegruppen für Frauen wurden gegründet „to organize, train, capacitance and empower them to undertake micro entrepreneur activities.“ (aus einer Präsentation von Vimuktha) Heute sind über 1.000 Frauen in 85 Selbsthilfegruppen organisiert. Regelmäßige Spareinlagen kamen dazu und heute sind sie in der Lage selbst Kredite als Startkapital für Existenzgründungen oder die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen an ihre Mitglieder zu vergeben. Auf einer Folie zeigen sie die beeindruckende Spannbreite der  gegründeten und mit Krediten geförderten Unternehmen:

In Fortbildungen haben die Frauen gelernt ein Geschäft zu führen und mit Finanzen strategisch umzugehen. Manche haben dazu erst lesen und schreiben lernen müssen. Die Tilgungsrate der Kredite liegt nach Angaben der Federation bei 95%. Aus dem Startkapital von Rs. 2.395.500 (ca. 31.000 Euro) das die Karl Kübel Stiftung im Rahmen des Projektes zur Verfügung gestellt hatte sind mittlerweile Rs. 35.968.300 (ca. 462.000 Euro) geworden.

   Mrs. Veni erzählt uns ihre Erfolgsgeschichte.

In ihrem kleinen Haus hat sie begonnen Tontöpfe herzustellen. Mit Krediten aus der Selbsthilfegruppe hat sie ihre Produktion immer wieder erweitern und ihren Kindern eine Schulausbildung ermöglichen können. Mittlerweile ist daraus eine große Töpferei geworden und sie beschäftigt mehrere Angestellte.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert