„Fremdes verstehen – Eigenes nicht verschweigen“

Diesen Gedanken stellt Kirchenpräsident Volker Jung in den Mittelpunkt seiner Botschaft zu Pfingsten und ruft dazu auf, auch in den ökumenischen Beziehungen Gottes Geist zu vertrauen.

Zur Presseerklärung im Wortlaut

English Translation: https://www.knoche.blog/?p=4172&preview=true

Kirchenpräsident Dr. Dr. h.c. Volker Jung (EKHN/Neetz)

Darmstadt, 7. Juni 2019. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat zum bevorstehenden Pfingstfest daran erinnert, dass nicht alle Menschen gleich sein müssen. „Es kommt nicht darauf an, dass Menschen Einheit erzwingen, sondern als unterschiedliche Menschen friedlich und gut miteinander leben“, erklärte er am Freitag (7. Juni) im Vorfeld des Festes in Darmstadt. „Dass Menschen einander in Würde begegnen, gehört für mich ganz oben hin. Dazu gehört  auch, sich Unterschiede und Verschiedenheit zuzugestehen und sich nicht über andere zu erheben – etwa in der Meinung, jemand Besseres zu sein und zu denken, die bessere Kultur, die bessere Religion oder gar die bessere Herkunft zu haben“, sagte Jung weiter.

Widerliche Äußerungen im Internet

Durch die Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, hat sich der Streit um Vielfalt in der Gesellschaft nach Worten des Kirchenpräsidenten nochmals verschärft. Sie habe leider auch zu  extremer Respektlosigkeit geführt. So seien „die widerlichen Äußerungen im Netz nach dem Tod von Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke von unerträglicher Pietätlosigkeit und Menschenverachtung geprägt“. Die biblische Pfingstgeschichte mit der Vorstellung vom Geist Gottes, der Menschen zu Gott und zueinander bringe, könne zu einem friedlichen Miteinander beitragen. Das Pfingstgeschehen beinhalte auch einen wichtigen Leitgedanken für ein gutes Zusammenleben: „Das Fremde verstehen und das Eigene nicht verschweigen.“ Jung: „Ich bin überzeugt: Das ist ein Leitsatz, mit dem sich Menschen gut begegnen können. Er hilft, dass Menschen sich verstehen. Sie müssen nicht in allem übereinstimmen. Sie verstehen sich und bleiben doch verschiedene Menschen in all ihrer Vielfalt.“

In der Ökumene Gottes Geist anvertrauen

Jung ging auch auf die Fortschritte in der Ökumene ein. Das Pfingstfest stelle an die Kirchen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen kritische Fragen. Jahrhundertelang seien die Kirchen überzeugt gewesen, „dass Menschen nur gut zusammenleben können, wenn möglichst alle dasselbe glauben“. Jung: „Ich freue mich heute besonders, dass die Ökumene zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche mittlerweile von einem pfingstlichen Geist geprägt ist. Es ist ein Geist, der hilft, die jeweils andere Konfession besser zu verstehen, ohne dabei das Besondere der eigenen Konfession zu verleugnen.“ So schätzten evangelische Christinnen und Christen durchaus die besonders feierliche Liturgie in einem katholischen Gottesdienst. Katholische Christinnen und Christen begrüßten oft, wie in der evangelischen Kirche miteinander debattiert werde. „Gelebte Ökumene“ bedeute für Jung, „sich dem Geist Gottes anzuvertrauen, der hilft, den Glauben und die Menschen zueinander zu führen. Und der hilft, auch hier das Fremde zu verstehen und das Eigene nicht zu verschweigen“.

Hintergrund Pfingsten

An Pfingsten erinnern Christinnen und Christen an die besondere Bedeutung des Heiligen Geistes. Der Begriff Pfingsten geht dabei auf die griechische Bezeichnung „der Fünfzigste“ (pentekoste) zurück, was auf die Zeit des Festes nach Ostern anspielt. Der biblischen Überlieferung nach sandte Gott 50 Tage nach Ostern seinen Geist zu den Menschen, so dass sie sich sogar über Sprachgrenzen hinweg verstehen konnten. In Erinnerung an die in der Bibel (Apostelgeschichte, Kapitel 2) geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes gilt Pfingsten auch als Ursprung der Kirche.

Die Andacht von Kirchenpräsident Volker Jung im Wortlaut:

https://www.ekhn.de/aktuell/detailmagazin/news/das-fremde-verstehen-und-das-eigene-nicht-verschweigen-2.html

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