„Ökumene leben“ – Symposium in Arnoldshain

Im März dieses Jahres feierte Karl-Heinz Dejung seinen 75. Geburtstag. Der Theologe und Sozialethiker hat über viele Jahre das ökumenische Profil der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mitgeprägt, zuletzt über 9 Jahre als Leiter des Zentrums Ökumene bis er 2004 in den Ruhestand verabschiedet wurde.

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Aus Anlass des 75. Geburtstages hatte das Zentrum Oekumene Weggefährtinnen und Weggefährten aus der Ökumene und engagierte Ökumenikerinnen und Ökumeniker aller Generationen zu einem Symposium nach Arnoldshain eingeladen. Zentrale Zukunftsfragen und die aktuellen Debatten in der ökumenischen Bewegung standen dabei im Mittelpunkt der Vorträge. Gleich zu Beginn der Veranstaltung formulierte Bärbel Wartenberg-Potter, 2001 bis 2008 Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche für den Sprengel Holstein Lübeck, ihre Kritik an dem auch in der ökumenischen Theologie vorherrschenden Anthroprozentrismus. Er verwehre einen Blick auf den Planeten als ganzen und ist damit letztendlich auch die Ursache der gegenwärtigen Krisen. Leidenschaftlich forderte sie dagegen eine Bekehrung zur Erde als notwendigen Transformationsprozess. Es gelte einen Lebensstil zu entwickeln, der respektiert wie sehr alles von Gott Geschaffene miteinander verbunden ist.

„Die Spirale der Gewalt durchbrechen“ lautete die Überschrift des Vortrages den Karl-Heinz Dejung im November 2011 vor der Synode der EKHN gehalten hatte. Anlass war der Abschluss der Dekade zur Überwindung von Gewalt zu der der Ökumenische Rat der Kirchen 1998 in Harare aufgerufen und der sich die EKHN angeschlossen hatte. Diesen Titel aufgreifend, würdigte Bernhard Moltmann, Mitarbeiter der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt und langjähriger Vorsitzender der Fachgruppe Rüstungsexporte der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) das friedensethische Engagement von Dejung. Kritisch setzte sich Moltmann in seinem Beitrag mit den erneuten Waffenlieferungen im Herbst 2015 in den Nord-Irak auseinander. Letztlich sind es Rüstungsexporte in ein Kriegsgebiet, die rechtlich nicht vorgesehen sind.

„Interreligiöser Dialog ist nur glaubwürdig und offen, wenn die eigenen Identitäten weder verschleiert noch verharmlost werden“, so eine der zentralen Thesen die Martin Stöhr in seinem Beitrag ausführte. Die Öffnung der Ökumene in den letzten Jahren für einen Dialog mit den Religionen, hat auch innerhalb der ökumenischen Theologie zu einer neuen Debatte um das Missionsverständnis geführt. Im Dialog Zeugnis geben von dem eigenen Glauben und dies mit Respekt vor den Glaubenserfahrungen der anderen, das sind Grundgedanken eines sich verändernden Missionsverständnisses.

Konrad Raiser, von 1993 bis 2004 Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf, knüpfte in seinem Beitrag an das Thema der Dissertation von Dr. Dejung an und beschrieb die Debatte innerhalb der Ökumenischen Bewegung um künftige Entwicklungsmodelle als eine bleibende Herausforderung. Dabei stehe weiterhin die Grundfrage im Raum, ob wir uns dabei an einem Konzept orientieren, das von einer „Qualifizierung von Entwicklung“ ausgeht oder ob es nicht vielmehr um eine grundlegende Umkehr und eine damit verbundene „Abkehr von Entwicklung“ gehen muss.

In ihrem Grußwort würdigte die Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf unter andrem den Einsatz von Dejung gegen das Apartheitsregime in Südafrika und sein Engagement für Frieden und Abrüstung, den Dialog mit der Pharmaindustrie, die Suche nach nachhaltigen Strategien der Entwicklung und seinen Einsatz für eine ethisch verantwortbare Anlagepolitik in den Kirchen als „einen großen Gewinn für die EKHN“.

Aus Anlass des 75. Geburtstages sind unter dem Titel „Ökumene leben“ in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig, Predigten und Aufsätze von Karl-Heinz Dejung aus der Zeit seines Ruhestandes erschienen (ISBN 978-3-374-04186-2).

Detlev Knoche, Leiter Zentrum Oekumene

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Dr. theol. Karl-Heinz Dejung, Jahrgang 1941, studierte Theologie in Mainz und Heidelberg und wurde 1972 im Fach Systematische Theologie in Heidelberg promoviert. Nach Mitarbeit in der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg und im Ökumenischen Forschungsaustausch (ERD) in Rotterdam hatte er ab 1978 eine leitende Funktion in der Gossner Mission in Mainz inne, bevor er 1995 die Leitung des Zentrums Ökumene der EKHN übernahm. 2004 trat er in den Ruhestand, war aber noch bis 2014 als Lehrbeauftragter am Seminar für Religions- und Missionswissenschaft in Mainz tätig. Seine wegweisende Dissertation erschien 1973 in München unter dem Titel „Die Ökumenische Bewegung im Entwicklungskonflikt 1910-1968“.

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