Protestant Reformation – Germany and Lebanon

Heute ist Sonntag und Gelegenheit zum Durchatmen nach zwei intensiven Konsultationstagen an der Near East School of Theology (NEST) in Beirut. „Reformation – One World: The Protestant Reformation 500 years later in Germany and Lebanon“ ist das Thema der Konsultation die noch bis Montagabend andauert. … weiterlesen …

Veranstalter ist die Evangelische Mission in Solidarität und das SIMO-Programm (Studium im Mittleren Osten). In verschiedenen Vorträgen wurde deutlich, wie jung der reformatorische Zweig des Christentums hier in der Region ist und erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch amerikanische und europäische Missionare in die Region kam. Dabei traf er auf christliche Kirchen die ihren Ursprung auf das Urchristentum zurückführen können und sich oft entlang kultureller und ethnischer Identitäten in den verschiedenen orthodoxen Kirchen entwickelten. Einen der Hauptvorträge hielt Kirchenpräsident Jochen Cornelius-Bundschuh: “Reformation and the Power of Religion in Modern Society”.

Auf die Frage, welche besonderen Beiträge das reformatorische Christentum der Region gebracht hat, waren sich viele darin einig, dass diese im Bereich der Bildung und Diakonie zu finden sind. In die Zukunft geschaut sieht George Sabra, Direktor der NEST, die Rolle des Protestantismus im Libanon vor allem auch darin, die prophetische Botschaft der Bibel innerhalb der christlichen Kirchen wach zu halten, eine Brücke zwischen der westlichen und östlichen Welt zu bilden und die Rolle von Autoritäten sowohl innerhalb der Kirchen wie auch innerhalb der Gesellschaft von einem demokratischen Grundverständnis her immer wieder in Frage zu stellen.

Spannend war die Diskussion um eine Neuinterpretation der paulinischen Theologie, die diese in einen jüdischen Kontext stellt: der theologische Kerngedanke von Paulus einer bedingslosen Gnade Gottes, der den Gedanken der Gesetzestreue mit einbindet und nicht als eine Abwertung als „Werkgerechtigkeit“ begreift – Grace is given unconditionally but not unconditioned.

Am Samstag waren wir eingeladenen zu einer Begegnung mit Sheikh Abdul Latif Daryan, dem obersten Repräsentanten der Sunniten im Libanon. Die Atmosphäre war sehr angenehm und offen. Allerdings blieb es doch sehr im Allgemeinen und es war schon deutlich, dass ihm bewusst war, welche Stichworte uns wichtig sind. Letztlich blieb für unsere libanesischen Partner offen ob er die Religionsfreiheit als gemeinsames hohes Gut aus strategischen Überlegungen so stark betonte oder aus tiefster innerer Überzeugung.

Ich nutze meinen Aufenthalt in Beirut und an der NEST auch um unser Programm für die 5 Pfarrerinnen und Pfarrer vorzubereiten, die im September für einen dreimonatigen Studienaufenthalt an die NEST kommen. Seit einigen Jahren bietet die EKHN alle zwei Jahre dieses Programm an. Mittlerweile nehmen auch Kolleginnen und Kollegen aus der kurhessischen und württembergischen Kirche an dem Programm teil. Am Rande der Konferenz signalisierte Kirchenpräsident Jochen Cornelius-Bundschuh Interesse an einer möglichen badischen Beteiligung an dem Programm. Ziel des Programms ist zum einen eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Islam und seinen verschiedenen konfessionellen Ausprägungen und zum anderen der unmittelbare Kontakt zu christlichen Kirchen im Nahen Osten und ein Wahrnehmen der Herausforderungen denen sie im Alltag gegenüberstehen.

 

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