Aus der Vergangenheit lernen – Der Zukunft eine Hoffnung geben

Der kurze Aufenthalt in Minsk gibt mir Gelegenheit zwei Projektpartner zu besuchen: die nicht-staatliche internationale Organisation „Verständigung“ und das Kinderzentrum Nadeshda.

Im Büro der Organisation „Verständigung“ empfangen mich Mitarbeiterinnen und drei alte Damen – weit über 80 Jahre. Sie wurden als Jugendliche zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert oder während der Zeit der Zwangsarbeit ihrer Mütter in Deutschland geboren. Sie sind heute Teilnehmerinnen an dem Programm „In Würde alt werden“ das von der EKHN finanziell gefördert wird. Die regelmäßigen gemeinsamen Treffen, die Teilnahme an Malkursen und Schreibwerkstätten geben ihnen Gelegenheit sich zu erinnern und die traumatischen Erfahrungen der Zwangsarbeit zu verarbeiten. Gemeinsam machen sie touristische Ausflüge, treffen sich zum Nordic-Walking, besuchen alte kranke oder behinderte Menschen, die nicht mehr zu ihren Treffen kommen können und erhalten medizinische Versorgung, wenn notwendig.

Die Wurzeln der Projektförderung liegen in einem „Apothekenprojekt“ in Minsk mit dem die EKHN über viele Jahre die Versorgung von ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern mit notwendigen Medikamenten gefördert hat. Es gab auch Einladungen in die EKHN und in andere Landeskirchen. Sie konnten von ihren Schicksalen erzählen und so die Erinnerungen an das grauen des Nationalsozialismus in der Nachkriegsgeneration wach halten. Da, wo es gewünscht war, wurden auch Besuche und Begegnungen an den ehemaligen Arbeitsorten organisiert.

Das Kinderheim Nadeshda (Hoffnung) liegt ca. 80 km nordwestlich von Minsk am Wilejkasee. Seit 1994 ist es ein Modellprojekt für die Erholung und Rehabilitation von Kindern, die nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl (26.04.1986) in den radioaktiv kontaminierten Regionen vor allem im Südosten von Belarus leben. Jährlich kommen rund 6.000 Kinder und Jugendliche dorthin. Es ist ein international getragenes Projekt das u.a. vom deutschen Verein „Leben nach Tschernobyl“ getragen wird. Die Kinder und Jugendlichen kommen für Kur- und Erholungsaufenthalte in das Kinderheim. Mittlerweile kommen aber auch Kinder und junge Menschen zu Kuraufenthalten, die an den Folgen einer Polioerkrankung leiden oder Menschen, die auf Grund ihrer Einschränkungen einen Rollstuhl benötigen. Die moderne Ausstattung, ein hochkompetentes Fachpersonal und eine engagierte Leitung machen die Einrichtung weit über die Region hinaus bekannt und attraktiv. Ein moderner Kletter- und Baumkletterpark laden Familien aus der Region am Wochenende ein und ermöglichen so zusätzliche Einnahmen. In der schulfreien Zeit in den Sommermonaten werden zusätzliche Freizeiten für junge Menschen angeboten und es sind täglich bis zu 800 Teilnehmende auf dem Gelände. Ein neues Hallenbad mit weiteren therapeutischen Abteilungen und modernen Geräten wartet darauf, dass es von der stattlichen Behörde Nadeshda übergeben wird und endlich genutzt werden kann.

Homepage von Nadeshda: https://nadeshda.by/

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