Tausende engagieren sich ehrenamtlich für Flüchtlinge

Im Herbst 2013 hatte die Synode meiner Kirche – die Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – erstmals Mittel in Höhe von 1 Million Euro für eine Willkommenskultur für Flüchtlinge und für die Unterstützung von Flüchtlingen in den Krisenregionen zur Verfügung gestellt. Eine weitere Million hat sie vor 2 Monaten frei gegeben. (weiterlesen)

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In den Gemeinden und Dekanaten zeichnete sich schnell ein großer Bedarf an diesen Mitteln für die professionelle Begleitung der Flüchtlinge und für ein unerwartet hohes ehrenamtliches Engagement bei der Förderung und Betreuung von Flüchtlingen ab. Es sind tausende, die sich in den beiden hessischen evangelischen Kirchen, in den katholischen Bistümern und in zahlreichen Flüchtlingsinitiativen für eine Willkommenskultur tagtäglich engagieren  – auch in diesen Weihnachtstagen. Ein tägliches, stilles aber wichtiges Zeichen gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Islamophobie in Dresden und anderen Orten des Landes.

Dazu auch eine Stellungnahme unseres Kirchenpräsidenten Volker Jung (Pressemitteilung 169/2014)

„Fremdenfeindlichkeit entschieden entgegentreten“
Jung sieht fundamentale christliche Werte in Frage gestellt

Darmstadt, 19. Dezember 2014. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, hat angesichts der bevorstehenden Pegida-Demonstrationen am Montag dazu aufgerufen, „in unserem Land Fremdenfeindlichkeit in jeder Form entschieden entgegenzutreten“. Er wünsche sich, dass dort, wo Pegida-Demonstrationen geplant sind, „starke Gegenbewegungen entstehen, die zeigen und sagen: Wir wollen in einem offenen, toleranten und friedlichen Land leben, in dem Menschen aus aller Welt willkommen sind“, schrieb er am Freitag in Beiträgen für die Internet-Portale evangelisch.de und ekhn.de.

Den Verantwortlichen der Kundgebungen warf Jung vor, „Vorurteile und diffuse Ängste“ zu nutzen, die unberechtigt seien. Sie sollten sich zeigen und „nicht mit Parolen agitieren, sondern sich der Diskussion stellen“. Zudem würden „fundamentale Werte“ der abendländischen Kultur verletzt, Dazu gehörten die Nächstenliebe und der Schutz der Fremden. „Ich empfehle den Demonstranten, die am Montag in Dresden Weihnachtslieder singen wollen, einmal gründlich darüber nachzudenken, um wen es in diesen Weihnachtsliedern geht: um das Kind in der Krippe, für das kein Platz da war, und das schnell zu einem Flüchtlingskind wurde“, schrieb Jung, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Dokumentation: Wortlaut des Beitrags

„Pegida greift Vorurteile und diffuse Ängste auf. Niemand muss in Deutschland eine Islamisierung oder eine Überfremdung fürchten. Und doch sind solche Ängste leicht aktivierbar. Muslime in Deutschland sind sehr gut integriert und tragen die freiheitlich demokratische Grundordnung mit. Deutschland hat in der Vergangenheit mit Zuwanderung ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht. Dass Deutschland ein so wohlhabendes Land ist verdanken wir nicht zuletzt auch den Menschen, die aus anderen Ländern hierher kamen, um hier zu arbeiten und zu leben.

Deutschland hat seine dunkelste Zeit erlebt, als es anfing, nationalistisch und rassistisch zu denken. Was wir brauchen, ist ein grundlegendes Ja dazu, dass Deutschland Zuwanderungs- und Zufluchtsland ist. Und wir brauchen dazu politische Konzepte. Was wir nicht brauchen sind populistische Parolen, die Angst und in der Konsequenz auch Aggressivität und Gewalt schüren. Es sieht so aus, als seien die Pegida-Demonstrationen auch von Rechtsextremen gesteuert. Die verantwortlichen Initiatoren sollen sich zeigen und nicht mit Parolen agitieren, sondern sich der Diskussion stellen. Besonders erschreckend ist für mich, dass hier die christlich-jüdische Kultur des Abendlandes gerettet werden soll und dabei fundamentale Werte dieser Kultur verletzt werden. Nächstenliebe und der Schutz der Fremden stehen im Zentrum dieser Kultur. Ich empfehle den Demonstranten, die am Montag in Dresden Weihnachtslieder singen wollen, einmal gründlich darüber nachzudenken, um wen es in diesen Weihnachtsliedern geht: um das Kind in der Krippe, für das kein Platz da war, und das schnell zu einem Flüchtlingskind wurde.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterstützt Gemeinden bei ihrem Engagement für Flüchtlinge. In Rheinland-Pfalz haben sich Kirche und Diakonie mit einem Appell an die Öffentlichkeit gewandt, sich noch mehr für Schutzsuchende einzusetzen. Jetzt kommt es darauf an, dass viele Menschen in unserem Land Fremdenfeindlichkeit in jeder Form entschieden entgegentreten. Ich wünsche mir, dass dort, wo Pegida-Demonstrationen geplant sind, starke Gegenbewegungen entstehen, die zeigen und sagen: Wir wollen in einem offenen, toleranten und friedlichen Land leben, in dem Menschen aus aller Welt willkommen sind.“

Darmstadt, 19. Dezember 2014                         Verantwortlich: Pfarrer Volker Rahn, Pressesprecher

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