Am 9. November 1938 zerstörten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland jüdische Gotteshäuser. 50 Jahre danach am 9. November 1988 wurde die Neue Synagoge Darmstadt an die Jüdische Gemeinde übergeben – ein Zeichen des Glaubens, der Versöhnung und Zuversicht. Zum 30. Jahrestag der feierlichen Einweihung hatten der Magistrat und die Jüdische Gemeinde Darmstadt am Sonntag in die Neue Synagoge eingeladen.
Nach 30 Jahren ist die Neue Synagoge aus dem religiösen und kulturellen Leben der Stadt Darmstadt nicht mehr wegzudenken. In seiner Festrede rief Michel Friedman eindringlich dazu auf, rechtsradikaler Hetze, Rassismus und Judenhass Einhalt zu gebieten. Hier zeige das Fundament unserer Gesellschaft mehr und mehr Risse. Grundfeste der Demokratie sei die Menschenwürde. Wo diese Würde auch nur eines einzelnen Menschen in Frage gestellt wird, ist das Fundament der Demokratie gefährdet. In diesem Zusammenhang warf er der AFD vor zwar eine demokratisch gewählte Partei aber eben nicht demokratisch zu sein. Ihre Kernaussagen drehten sich um „Hass, Gewalt und Ausgrenzung“.
In Darmstadt waren es drei Synagogen, die in der Reichsprogromnacht Opfer der Brandanschläge wurden. Es sollte 50 Jahre dauern, bis in Darmstadt am 9. November 1988 eine neue Synagoge eingeweiht und ihrer Bestimmung feierlich übergeben werden konnte. Eine Bürgerinitiative „Synagoge 88“ hat sich über Jahre dafür eingesetzt. In der „Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung“ vom 4. November 1988 schrieb Judith Schön: „Damit findet ein Projekt seinen krönenden Abschluss, das – wie nur wenige vergleichbare – über Jahre von einem ungeheuer starken Bürgerinteresse, von Sympathie gar, getragen wurde.“ (Allgemeine jüdische Wochenzeitung, 04.11.1988, S.11.) Die Einweihung der Synagoge und des Gemeindezentrums wurden damals wahrgenommen als ein Zeichen der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für jüdisches Leben in Deutschland.
Die EKHN hat in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen zum Wiederauf- und Neubau von Synagogen ideell und finanziell unterstützt. Bei der Darmstädter Synagoge hat sie sich an der Inneneinrichtung und den Buntglasfenstern des britischen Glaskünstlers Brian Clarke beteiligt. Die Fenster prägen den Raum und sollen daran erinnern, dass am 9. November 1938 als erstes die Fenster der jüdischen Bauten in den Flammen zerbarsten.